Als Betriebsarzt begleite ich seit über einem Jahrzehnt Unternehmen in der Elektrotechnik, Energieversorgung und im Bereich der technischen Gebäudeausstattung – vom kleinen Fachbetrieb bis zur industriellen Fertigung. Was ich dabei immer wieder sehe: Gesundheitsschutz ist hier nicht bloß ein gesetzliches Muss, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Denn wo mit Strom, Metall, Hitze, Lärm und hohen Anforderungen an Präzision gearbeitet wird, kann es schnell kritisch werden – wenn der Schutz fehlt oder nicht gelebt wird.
Zwischen Werkzeugkasten und Verantwortung
Beschäftigte in Elektro- und Technikberufen tragen nicht nur schweres Gerät – sie tragen auch Verantwortung: für sichere Anlagen, funktionierende Systeme, pünktliche Fertigstellungen. Dabei sind sie täglich körperlichen Belastungen, Lärm, potenziell reizenden oder sensibilisierenden Stoffen (z. B. bei Schweißarbeiten) sowie Stress ausgesetzt. Vieles davon wirkt sich nicht sofort aus – aber auf Dauer können gerade die „unsichtbaren Risiken“ wie Lärm, feine Partikel oder schlechte Ergonomie den entscheidenden Unterschied machen.
Lärmvorsorge – gesetzlich verpflichtend, in der Praxis oft unterschätzt
Ein häufiges Beispiel aus der Praxis ist die Lärmvorsorge nach der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV): In vielen elektrotechnischen Betrieben herrscht regelmäßig Lärm über den zulässigen Grenzwerten – sei es in Werkstätten, auf Baustellen oder beim Einsatz von Trennschleifern und Bohrhämmern. Für solche Tätigkeiten ist eine arbeitsmedizinische Vorsorge gesetzlich vorgeschrieben. Dabei wird nicht nur das Gehör durch einen Hörtestgeprüft, sondern auch das Verhalten im Umgang mit Gehörschutz und individuelle Beschwerden besprochen.
Praxisbeispiel: Kleine Ursache – große Wirkung
In einem mittelständischen Betrieb für technische Gebäudeausrüstung mehrten sich die Klagen über Ohrgeräusche und Konzentrationsprobleme. Die betriebsärztliche Vorsorge ergab: Zwar trugen viele Beschäftigte Gehörschutz, aber dieser war entweder ungeeignet oder wurde nicht konsequent verwendet. Nach gezielter Beratung wurden die Schutzmittel angepasst, Arbeitsbereiche lärmärmer gestaltet und Mitarbeitende geschult. Das Ergebnis: weniger Beschwerden, eine höhere Akzeptanz der PSA (persönlichen Schutzausrüstung) – und eine deutlich spürbare Entlastung im Team.
Warum arbeitsmedizinische Betreuung in Technikberufen besonders wertvoll ist
Der Betriebsarzt oder die Betriebsärztin bringt nicht nur medizinisches Fachwissen ein, sondern kennt auch die Abläufe im Betrieb – und erkennt, was im Alltag leicht untergeht: kleine Nachlässigkeiten, zunehmende Belastungen oder vereinzelte Beschwerden, die im größeren Zusammenhang auf ein Risiko hinweisen können. Bei Tätigkeiten wie dem Schweißen, dem Umgang mit Klebstoffen oder dem Arbeiten in schlecht belüfteten Bereichen können etwa Gefahrstoffe in die Atemluft gelangen, die sensibilisierend oder reizend wirken.
Je nach Stoff ist hier eine arbeitsmedizinische Vorsorge vorgeschrieben oder anzubieten – mit dem Ziel, die Belastung früh zu erkennen und zu dokumentieren. In bestimmten Fällen kann im Rahmen der Vorsorge auch ein sogenanntes Biomonitoring angeboten werden, bei dem beispielsweise die Konzentration eines Gefahrstoffes im Blut oder Urin gemessen wird – sofern es für den jeweiligen Stoff ein anerkanntes Verfahren gibt.
Gesundheitsschutz lohnt sich – menschlich und wirtschaftlich
Was viele Unternehmen unterschätzen: Wer in den Gesundheitsschutz seiner Fachkräfte investiert, gewinnt auf allen Ebenen. Das betrifft nicht nur geringere Ausfallzeiten und stabilere Projektpläne, sondern auch das Vertrauen der Beschäftigten – ein zunehmend wichtiger Faktor in Zeiten von Fachkräftemangel. Moderne betriebsärztliche Betreuung bedeutet, nicht nur „Vorgaben abzuhaken“, sondern Risiken ernst zu nehmen, Beschwerden zu verstehen und tragfähige Lösungen mitzugestalten.
Gesundheitsschutz – Pflicht mit Potenzial
Wer Arbeitsschutz als Teil der Unternehmenskultur versteht, stärkt nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Motivation und Leistungsfähigkeit seiner Teams. In der Elektrotechnik- und Technikbranche zählt jede Minute – umso wichtiger ist es, Ausfälle zu vermeiden und Prozesse stabil zu halten.
Möchten Sie erfahren, wie wir Ihren Betrieb in der Elektro- und Technikbranche arbeitsmedizinisch und im Rahmen des Arbeitsschutzes gezielt unterstützen können? Dann sprechen Sie uns gerne an – das Team von Gany.MED berät Sie bundesweit mit Erfahrung, Verständnis für die Branche und einem offenen Ohr für Ihre täglichen Herausforderungen.